Wir sehen die Schule als zentralen Ort für die Gestaltung einer zukünftigen Gesellschaft. In einer globalisierten Welt, in der alles näher zusammenrückt, sind Dinge wie Sozialkompetenz und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit und ein Verständnis für demokratische Prozesse die sicherste Investition in die Zukunft.
Selektion, frühe Trennung und kompetitive Leistungsbeurteilung gehen genau in die falsche Richtung. Sie tragen zur Spaltung der Gesellschaft schon in früher Kindheit bei. Dem wollen wir entgegenwirken, denn wir sind gerade im Pflichtschulbereich in einer Vorreiterrolle, was die individuelle Förderung, die Inklusion und Chancengleichheit für alle Kinder betrifft. Diese Entwicklung soll weitergehen und nicht durch parteipolitisch motivierte Experimente zerstört werden.
Das Kind wird vor Praktiken geschützt, die eine rassische, religiöse oder andere Form der Diskriminierung fördern können. Es wird erzogen im Geist der Verständigung, der Toleranz, der Freundschaft zwischen den Völkern, des Friedens und der weltweiten Brüderlichkeit sowie im vollen Bewusstsein, dass es seine Kraft und seine Fähigkeiten in den Dienst an seinen Mitmenschen stellen soll.
UNO Kinderrechtskonvention 1989
- Wir sehen es als zentrale Aufgabe der Bildung, die Entwicklung der Leistungsfähigkeit und Leistungsfreude aller Kinder zu unterstützen.
- Auf der Basis des österreichischen Lehrplans und der Bildungsstandards gehen wir davon aus, dass jedes Kind individuell gefördert werden muss, um seine höchstmögliche Leitungsfähigkeit zu erreichen.
- Das gemeinsame Lernen mit Kindern mit besonderen Bedürfnissen kommt allen SchülerInnen zugute, erhöht ihre Sozialkompetenz und ermöglicht die Vertiefung durch die gegenseitige Unterstützung.
- Sozialkompetenz ist eine wesentliche Investition in eine komplexer werdende Berufswelt.
- Chancengleichheit darf nicht im Alter von neun Jahren enden.
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte 1948
- Selektion in der dritten Klasse Volksschule wird keinem Kind gerecht.
- Gemeinsame Schule bis 14 lässt allen die Möglichkeit, sich in ihrem Tempo zu entfalten und ihre Stärken und Interessen zu entdecken.
- Eine Rückkehr zur Klassenwiederholung stigmatisiert die betroffenen Kinder ohne jegliche positive Auswirkung, weder auf die Förderung der Klassenwiederholer/innen, noch auf das Bildungsniveau der Klasse.
- Die AHS ist im vorgestellten Pädagogikpaket nicht enthalten, was die Vermutung nahelegt, dass dort keine Verbesserungen notwendig sind. Dies ist ein grundlegender Irrtum, denn die Ausfallsquote und der Nachhilfebedarf in dieser Schulform sind enorm.
- Die Wiederauflage der A- und B- Klassenzüge in der Mittelschule (Standard-AHS und Standard) führt erwiesenermaßen zu noch mehr Selektion und das gesamte System ad absurdum.
Kein Kind darf benachteiligt werden – sei es wegen seines Geschlechts, seiner Herkunft, seiner Staatsbürgerschaft, seiner Sprache, Religion oder Hautfarbe, einer Behinderung oder wegen seiner politischen Ansichten.
UNO Kinderrechtskonvention 1989
- Das Kind-Eltern-Lehrer-Gespräch ist eine aussagekräftigere Form der Beurteilung und gibt dem Kind bessere Orientierung als eine Ziffernnote.
- KEL-Gespräche enthalten einen klaren Wegweiser für die nächsten Lernschritte.
- Die SchülerInnen schärfen ihre Selbstwahrnehmung, sie sind motivierter und in der Lage, das eigene Leistungsverhalten zu reflektieren.
- Das KEL-Gespräch überwindet das Denken in konkurrierenden Notenstufen, ohne Defizite auszublenden.
Dieser Entwicklung ist in Gefahr!
Mit der neuen Regierung droht flächendeckend die Ziffernnote, weil sie glaubt, damit zur Notenwahrheit zurückkehren zu können. Eine Illusion, die in keiner wissenschaftlichen Studie Bestätigung findet. Das Notensystem ist eine Sackgasse im Schulsystem. Lernen um der Note willen verdrängt das Lernen aus Sachinteresse. Dem wollen wir entgegen treten!
2018
Die Bildungsdemonstration war einfach toll – danke an alle, die so zahlreich dabei waren und unser Anliegen mit unterstützen! Wir sind viele.
Am Freitag, dem 20. April 2018 um 14 Uhr rief PRIM, die Plattform für reformpädagogische Initiativen & Mehr zum öffentlichen Protest gegen die Sparpläne der Regierung auf. Mehr als 400 Menschen folgten dem Aufruf und kamen bei strahlendem Sonnenschein auf den Bregenzer Kornmarktplatz.
Sparmaßnahmen schaden uns als Gesellschaft
Der Bildungs- und Sozialbereich lassen sich nicht trennen, Sparmaßnahmen bei den Schwächsten kommen am Ende die ganze Gesellschaft teuer zu stehen.
„Wir gehen auf die Straße für eine Zukunft, in der alle Kinder Chancen haben, in der unsere Gesellschaft wettbewerbsfähig bleibt und in der wir die Freiheiten, die für uns selbstverständlich sind, erhalten.“ hieß es in der Eröffnungsrede der Organisator/innen von PRIM.
Modellregion Vorarlberg
Ausdrücklich vom Protest ausgenommen wurde dabei die Vorarlberger Landesregierung, die im Jahre 2016 einen Regierungsbeschluss für die Gemeinsame Schule bis 14 verabschiedet hat. Die Umsetzung lässt auf sich warten, und so wartet man auch bei PRIM und kritisiert zunächst die Bundesregierung. Man versprach aber, sich auch für die Vorarlberger Bildungspolitik stark zu machen, so es notwendig sei.
„Die Vorarlberger Landesregierung hat die Weichen deutlich in Richtung Gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen gestellt. Diese Pläne liegen fertig auf dem Tisch und wir erhoffen und erwarten uns, dass sie trotz bzw. mit der türkis-blauen Bundesregierung umgesetzt werden, damit wir nicht noch weitere Male hier stehen müssen,“ lautete die Ansage, bevor eine Reihe von humorvollen Interventionen folgte.
„Bildungschancen Abschneiderei“
Durch das Ansetzen der türkis-blauen Schere im Bildungsbereich geraten sehr viele für PRIM wichtige Inhalte zu kurz, betonte Simone Flatz von der Plattform und stellte anhand einer Schneiderpuppe mit zerschnittenem Anzug die „Chancenabschneiderei“ vor.
Auch die beiden Hauptredner Peter Fischer und Harald Walser fanden deutliche Worte für die katastrophalen Auswirkungen der geplanten Einsparungen und der sozialen Ausgrenzung. „Bildung wird laut OECD in kaum einem anderen entwickelten Land so stark vererbt wie in Österreich. Die Maßnahmen der jetzigen Regierung verschärfen das Problem zusätzlich.“ sagte etwa Harald Walser und erntete dafür breite Zustimmung bei den zahlreichen Protestanten und -innen.
15 Mit-Veranstalter
Die Kundgebung mit unterstützt und verbreitet haben auch über 15 Mit-Veranstalter aus dem Bildungsbereich, aber auch aus der Politik, denen PRIM hiermit öffentlich einen Dank aussprechen möchte. Mehrere Rednerinnen und Redner aus diesen Organisationen sowie einige großartige, spontane Redebeiträge rundeten das Programm des Nachmittags ab.
Die Sozialkompetenz und Kreativität der Kinder ist die Zukunft unserer Gesellschaft und wir erwarten von einer Bundesregierung die Unterstützung dieser begonnenen wertvollen Arbeit an den Schulen.
Danke an den Fotografen, Copyright Darko Todorovic
Wir stehen auf für zukunftsfähige Politik und Vair-Bildung Freitag, 20. April 2018, 14:00 Uhr Kornmarktplatz Bregenz
Alle Menschen, die ein Zeichen setzen wollen, egal welchen Alters – kommt mit, redet mit, steht mit uns auf!
Wir bieten im Anschluss an unsere Kundgebung eine offene Redner/innen-Bühne.
Zeit ists!
Staunend lesen wir von PRIM fast täglich unfassbare Nachrichten über Pläne und Handlungen der neuen Bundesregierung. In nur drei Monaten Amtszeit sind mehr wertvolle Errungenschaften zu Bruch gegangen, als man für möglich hielt. Aber genau das wurde uns ja versprochen, vor der Wahl.
Es ist Zeit auf die Straße zu gehen, aus vielen Gründen. PRIM ist die Vorarlberger Plattform für Reformpädagogische Initiativen & Mehr. In ganz Vorarlberg setzen sich seit Jahrzehnten Eltern- und Lehrerinitiativen für eine Schule ein, die wissenschaftlich fundiert arbeitet, die weiß, wie Kinder Wissen begreifen, wie sie ihr Selbstwertgefühl entwickeln und wie sie soziale Kompetenzen erlernen. Solche Schulen gibt es zahlreiche in Vorarlberg und die Entwicklungen der letzten Jahre ließen hoffen, dass Qualität und Erkenntnisse in diesem Bereich weitere Kreise ziehen.
Es ist nicht das erste Mal, dass wir für alles, was uns wichtig ist, auf die Straße gehen. Wie es aussieht wird es auch nicht das letzte Mal sein. Es ist jetzt mehr an der Zeit, als alle anderen Male zuvor. Wir wollen nicht still gewesen sein, während langjährige und komplexe Projekte wie die von allen Regierungsparteien beschlossene „Gemeinsame Schule für Vorarlberg“ mit einem schlichten Abzug der Ressourcen stillschweigend in der Versenkung verschwinden. Wir wollen laut gesagt haben, dass es die Schwächsten der Gesellschaft trifft, an der Bildung zu sparen, an den Mindestsicherungen und an AMS-Maßnahmen. Wir wollen niemanden weiter in die eh schon bittere Armut getrieben sehen, weil eine Regierungspartei keinen blassen Schimmer hat, worauf unsere Gesellschaft gebaut ist – auf Chancengleichheit, auf einem Miteinander und auf sozialem Frieden. Eben die Werte, die all die vielen, engagierten Lehrpersonen den Kindern im Schulalltag zu vermitteln suchen.
Wir gehen auf die Straße, um eine Zukunft für unsere nachkommenden Generationen einzufordern. Eine Zukunft, in der alle Kinder einen Platz in der Gesellschaft haben, in der wir wettbewerbsfähig bleiben und in der wir die Freiheiten, die wir als selbstverständlich genommen haben, erhalten können. Wir wollen nicht einfach nur zuschauen, wie eine demokratisch gewählte Partei unsere Demokratie gefährdet. Lasst uns mit vielen Menschen gemeinsam dort stehen, für all die Dinge, die uns wichtig sind und die derzeit öffentlich und durch Steuergeld finanziert mit Füßen getreten werden.
VAIRBILDUNG ist eine Wortkreation, die zum Nachdenken anregt.
PRIM wünscht sich damit eine faire Bildung und stellt gleichzeitig die Frage nach einer Ver-Bildung. PRIM sieht in VAIRBILDUNG Chancengerechtigkeit, Inklusion, Akzeptanz und mehr.
VAIRBILDUNG steht außerdem für humorvolle Bildungs-Installationen, bei denen auf der Straße Bildungs-Geschichten für die Premiere eines Kabaretts gesammelt werden. Solche Installationen finden in mehreren Gemeinden und Städten statt und nehmen das Thema Bildung in ein neues Blickfeld: Der Bildungsfilter trennt gute von schlechten Schulgeschichten und regt zum Storytelling an. Die Bildungsschneiderei entwirft das passende Bildungskleid für jeden und die Bildungsversicherung verspricht alles und nichts.
Die Aktionen werfen Fragen auf – Was ist Ihnen aus Ihrer Schulzeit geblieben? Wie schaut Ihr Bildungskleid aus? Fühlen Sie sich durch die Bildung gut versichert? – und die Aktionen ermutigen Antworten zu suchen und zu finden. Interessiert? Halten Sie Ihre Augen nach uns offen…
Konzipiert von PRIM in Zusammenarbeit mit Mark Riklin.